Eine neue Olympische Disziplin

Kinderbetreuung ist manchmal Sport. 

Hinhocken. Aufstehen. Hinterherrennen. Abfangen. Turnunterlage spielen. 

Aber der Knaller schlechthin ist der Wickeldreikampf bei Zwillingen. Wenn man auf dem Boden wickelt. 

Die Disziplinen sind: 

• Popo säubern ohne Zwischenfall 
• Volle Windel in Sicherheit bringen ohne Untersuchung 
• Windel auf dem Boden und Kind auf Windel platzieren ohne Verlust von Windel und/oder Kind. 

Problematik: Während ich Rakete den Po säubere, muss ich Knöpfchen davon abhalten, die Waschlappen wegzuschleppen. Damit kann ich Rakete aber nicht mehr richtig festhalten. Denn dann besteht immer die Gefahr, dass ein kleines unsauberes Etwas einfach wegkrabbelt. Meistens schaffe ich es aber. Unter Schwitzen. Und massiven Protest und Geheule. Denn das ist wie Rodeoreiten mit den Händen. Rakete mag Wickeln nämlich nicht. Dafür kann er sich aber sehr gut aufbäumen und abstoßen. 
Also habe ich immer die dreifache Menge an Waschlappen zu liegen wie eigentlich benötigt. Und kann hinterher Rätselraten, wohin der Rest verschleppt wurde.

Während ich den Po säubere, liegt eine volle Windel neben mir. Ich kann nicht Windel bei Rakete zumachen und gleichzeitig Knöpfchen festhalten. Wenn Knöpfchen gerade keinen Waschlappen wegschleppt, versucht er, an die Windel zu kommen. Er liebt das Spiel. Also…Windel nach links, wenn Knöpfchen rechts ist, Windel nach rechts, wenn Knöpfchen es links versucht. Dabei Rakete festhalten und saubermachen. Wenn das geschafft ist, bringe ich die Windel in Sicherheit. In der Zwischenzeit läuft Rakete weg und ist sofort im Wohnzimmer verschwunden. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell mein kleiner Windelbomber mit seinen kurzen Beinchen ist. Lege ich die neue Windel hin, während ich Rakete hole, hat Knöpfchen die Windel geklaut, bis ich mit Rakete wieder da bin. Nehme ich Rakete auf den Arm und lege die Windel hin, zieht Knöpfchen sie mir weg, während ich gerade dabei bin, Rakete da drauf zu plazieren. 
Und man behaupte nicht, dass Kinder das ohne Absicht machen. Knöpfchen amüsiert sich jedenfalls prächtig. Und versucht es immer aufs Neue, während ich Rakete hinlege. 

Das Spiel geht von vorne los, wenn Knöpfchen gewickelt wird. Mit kleinen Variationen. Knöpfchen hat nichts gegen das Wickeln, muss sich aber sofort nach Öffnen der Windeln vergewissern, dass sein Penis noch vorhanden ist. Nicht, dass der weg ist. Könnt' ja mal passieren. Bei der ganzen Kriminalität heutzutage. Ist nur doof, wenn die Windel randvoll ist. Also muss ich die Hände festhalten. Und gleichzeitig die Beine hochhalten. Und wischen. Ich bräuchte mindestens drei Arme.
In der Zwischenzeit klaut Rakete die Waschlappen. Oder fällt auf das Gesicht des Bruders, weil er genau in dem Moment rüberkrabbeln muss. Oder rennt gegen das bodentiefe Fenster. Und weint. Das trägt natürlich nicht zur Geduld von Knöpfchen bei. 

Endlich ist alles sauber. Ich lege die Windel außer Reichweite. Knöpfchen flüchtet ebenfalls. Er ist gerne nackt. Außerdem macht Fange spielen mit Mama Spaß. 

Bonuspunkte gibt es, wenn man es bei beiden Kindern schafft, ohne dass einer in der Gegend rumpinkelt. Denn so befreit von textilen Hüllen untenrum nach dem Flüchten erleichtert es sich doch gleich leichter. Nicht jedes mal, aber gerne mal.

 Ich frag mich, wie das Mütter von Drillingen machen?