Montag, 28. Januar 2019

Das Dienstagsdilemma

Heute ist Dienstag. Ein stinknormaler Dienstag. Sporty und Mr. Lässig müssen in die Schule. Sporty ist um kurz nach 6 fast fertig angezogen, Mr. Lässig schlurft um kurz vor 7 wie ein Zombie ziellos umher und muss verbal deutlichst angestupst werden, um den Weg ins Bad, in die Klamotten und an den Frühstückstisch zu finden. Zähne haben natürlich beide nicht geputzt.

Also soweit wie immer. Die Ruhe vor dem Drama. 


Die Zeit zieht sich und es sind nur noch 15 Minuten bis zum Losgehen. Sporty holt sich seine Socken, die als Einziges noch fehlen und setzt sich auf die Couch, um sie anzuziehen.
5 Minuten später sitzt er immer noch da. Dann ist er zwischendrin verschwunden. Und sitzt 5 min später wieder da. Mit deutlich betretener Miene. Aber ohne Socken. Die immer noch neben ihm liegen. So irgendwann kennt man ja ein Kind und so erlöse ich ihn mit der Frage „Sporty, was los mit dir?“
Nach dem üblichen Ritual von "Nichts", "Ach Mensch, spucks aus, ich seh es doch.", "Nein.", "Dann kann ich dir leider nicht helfen."  kommt Sporty zum Punkt. "Hier ist Dienstag und da Sonntag." flüstert er gepresst vor. In meinem Kopf entstehen viele Fragezeichen. "Häh?" "Na hier ist Dienstag und da ist Sonntag!" Tränen schimmern bereits in den Augen. Mir dämmert es langsam. Aaaaaaaah jaaaaa! Beide großen Kinder haben zu Weihnachten von den Großeltern das überwältigend kreative Geschenk eines Sockensortiments bekommen. Jedes Kind 7 Stück. Mit Beschriftung. Von Montag bis Sonntag.  Auf Englisch.

Nun sind hier 6 Personen und dementsprechend viele Socken. Der Wäscheberg pendelt also immer zwischen 'kaum-noch-zu-erklimmen' und 'es-muss-schon-wieder‘. Und dann die Socken für die Männer des Hauses. Schwarz, Dunkelschwarz, hellschwarz. Dunkelgrau, Mittelgrau und grau. Schwarzblau, Dunkelblau und mittelblau. In Streifchenkombinationen. UNTERSCHIEDLICHEN Streifchen.
Die Wochentagsbeschriftung auf Sportys geschenkten Socken ist in dunkelgrau auf lebensfrohen Anthrazit in durchbrochenem Schriftzug gehalten. Im Klartext: Ich habe sie nicht einmal bemerkt beim Zusammenlegen. Noch viel weniger an eine sachgerechte Zuordnung der Wochentage gedacht. Sondern eher das Prinzip Permutation verfolgt: Alles ist mit allem kombinierbar. Die Reihenfolge wird bestimmt durch den Griff in den Wäschekorb. Ohne Wiederholung. Wenn ich jetzt die Socken in das helle Licht der Lampe halte und schräg schaue, erkenne ich tatsächlich am Bündchen ein zartes Tuesday, gefolgt von einem Sunday auf der zweiten Socke. Und erkenne immer noch tiefe Bestürzung in Sportys Gesicht. Seufzend beginnt die Suche nach dem passenden Tuesday in der Wäsche. Ohne Erfolg. Sporty muss also schweren Herzens wenigstens akzeptieren, dass er zwar ein paar gleiche Socken, aber ohne Wochentagsbeschriftung, anziehen muss, während die ungleichen Einzelteile in die „Verlorene-Socken“-Schublade zu den anderen Einzelexemplaren wandern. Und dass das ganz ganz sicher kein Grund ist, um nicht in die Schule zu gehen. Da es schließlich bis vor Weihnachten auch ohne Wochentagsbeschriftung möglich war und er die Schuhe im Unterricht eh nicht ausziehen darf, um sein Wissen über den Fortschritt der Woche zu aktualisieren.


Sporty ist jetzt schulfertig und zischt ab. Und ich überlege ernsthaft, ob in meinem Haus gerade „The Big Bang Theory Junior“ gedreht wird. Ich weiß dafür aber, wer zukünftig beim Socken sortieren helfen kann. Little Sheldon, it‘s your turn!

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