Heute ist Dienstag.
Ein stinknormaler Dienstag. Sporty und Mr. Lässig müssen in die Schule. Sporty
ist um kurz nach 6 fast fertig angezogen, Mr. Lässig schlurft um kurz vor 7 wie
ein Zombie ziellos umher und muss verbal deutlichst angestupst werden, um den
Weg ins Bad, in die Klamotten und an den Frühstückstisch zu finden. Zähne haben
natürlich beide nicht geputzt.
Also soweit wie
immer. Die Ruhe vor dem Drama.
Die Zeit zieht sich
und es sind nur noch 15 Minuten bis zum Losgehen. Sporty holt sich seine
Socken, die als Einziges noch fehlen und setzt sich auf die Couch, um sie
anzuziehen.
5 Minuten später
sitzt er immer noch da. Dann ist er zwischendrin verschwunden. Und sitzt 5 min
später wieder da. Mit deutlich betretener Miene. Aber ohne Socken. Die immer
noch neben ihm liegen. So irgendwann kennt man ja ein Kind und so erlöse ich
ihn mit der Frage „Sporty, was los mit dir?“
Nach dem üblichen
Ritual von "Nichts", "Ach Mensch, spucks aus, ich seh es
doch.", "Nein.", "Dann kann ich dir leider nicht
helfen." kommt Sporty zum Punkt.
"Hier ist Dienstag und da Sonntag." flüstert er gepresst vor. In
meinem Kopf entstehen viele Fragezeichen. "Häh?" "Na hier ist
Dienstag und da ist Sonntag!" Tränen schimmern bereits in den Augen. Mir
dämmert es langsam. Aaaaaaaah jaaaaa! Beide großen Kinder haben zu Weihnachten
von den Großeltern das überwältigend kreative Geschenk eines Sockensortiments
bekommen. Jedes Kind 7 Stück. Mit Beschriftung. Von Montag bis Sonntag. Auf Englisch.
Nun sind hier 6
Personen und dementsprechend viele Socken. Der Wäscheberg pendelt also immer
zwischen 'kaum-noch-zu-erklimmen' und 'es-muss-schon-wieder‘. Und dann die
Socken für die Männer des Hauses. Schwarz, Dunkelschwarz, hellschwarz.
Dunkelgrau, Mittelgrau und grau. Schwarzblau, Dunkelblau und mittelblau. In
Streifchenkombinationen. UNTERSCHIEDLICHEN Streifchen.
Die
Wochentagsbeschriftung auf Sportys geschenkten Socken ist in dunkelgrau auf
lebensfrohen Anthrazit in durchbrochenem Schriftzug gehalten. Im Klartext: Ich
habe sie nicht einmal bemerkt beim Zusammenlegen. Noch viel weniger an eine
sachgerechte Zuordnung der Wochentage gedacht. Sondern eher das Prinzip
Permutation verfolgt: Alles ist mit allem kombinierbar. Die Reihenfolge wird
bestimmt durch den Griff in den Wäschekorb. Ohne Wiederholung. Wenn ich jetzt
die Socken in das helle Licht der Lampe halte und schräg schaue, erkenne ich
tatsächlich am Bündchen ein zartes Tuesday, gefolgt von einem Sunday auf der
zweiten Socke. Und erkenne immer noch tiefe Bestürzung in Sportys Gesicht.
Seufzend beginnt die Suche nach dem passenden Tuesday in der Wäsche. Ohne
Erfolg. Sporty muss also schweren Herzens wenigstens akzeptieren, dass er zwar
ein paar gleiche Socken, aber ohne Wochentagsbeschriftung, anziehen muss,
während die ungleichen Einzelteile in die „Verlorene-Socken“-Schublade zu den
anderen Einzelexemplaren wandern. Und dass das ganz ganz sicher kein Grund ist,
um nicht in die Schule zu gehen. Da es schließlich bis vor Weihnachten auch
ohne Wochentagsbeschriftung möglich war und er die Schuhe im Unterricht eh
nicht ausziehen darf, um sein Wissen über den Fortschritt der Woche zu
aktualisieren.
Sporty ist jetzt
schulfertig und zischt ab. Und ich überlege ernsthaft, ob in meinem Haus gerade
„The Big Bang Theory Junior“ gedreht wird. Ich weiß dafür aber, wer zukünftig
beim Socken sortieren helfen kann. Little Sheldon, it‘s your turn!
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