Freitag, 25. Januar 2019

Mein kleiner Hausmann

Knöpfchen hilft super gern. Aber jetzt sitzt mein Kind vor der geschlossenen Zimmertür von Sporty, drückt ein T-Shirt an seine Brust und heiße Kullertränen fließen.

Was ist passiert? 


Wir sind beide krank zuhause. Er lässt sich gelegentlich das Essen wieder durch den Kopf gehen und ich belle wie ein Schlosshund. Eigentlich will ich nur meine Ruhe, viel Ruhe. Kind will keine Ruhe, Kind will Mama. Und Haushalt muss auch gemacht werden, wenigstens ein bisschen. Bevor es keine sauberen Tücher mehr zum Wegwischen gibt und das Bad nur noch mit Gasmaske wegen lieblichen Kotzgerüchen zu betreten ist.

Also haben wir uns ans Aufräumen gemacht. Er mit viel Elan, ich mit weniger. 
Zuerst den Geschirrspüler.
Mein Knöpfchen nimmt super gern Teller und Tassen raus und bringt es mir. Auch das Geschirr aus Glas und Porzellan. Und während er sehr eifrig die 3 Meter zwischen Gerät und Schrank hin und herdackelt, bekämpfe ich meine mittelschwere Panik, dass das Kind plötzlich in einem Scherbenhaufen steht und sich verletzt. Bei latent vorhandener Atemnot kommt die Aufregung besonders gut. Aber wir schaffen das gemeinsam. Und überstehen auch die Kurzzeitdepression von Knöpfchen, als wirklich ganz ehrlich kein Geschirr mehr zum Einräumen vorhanden war.

Danach stelle ich den Wäschekorb auf den Tisch. Knöpfchen ignoriert wie immer meine Anweisung und steht auf dem Stuhl gegenüber. Ich habe gerade keine Kraft zum Diskutieren und bemerke das nicht. Er reicht mir die Wäsche zu. Es läuft recht gut, wir kommen voran. Und zum Glück war der Boden frisch gefegt, so dass auch der eine oder andere Missgriff nichts ausmacht.
Der Wäschekorb ist leer, der Tisch ist voll. Ich möchte die Wäsche auf die Zimmer verteilen. Knöpfchen möchte helfen, protestiert lautstark, als ich losgehe. Also nehme ich Papa Nerds Sachen, gebe ihm 2 Paar Socken und wir dackeln im Gänsemarsch ins Schlafzimmer. Knöpfchen ist glücklich. Dann nehme ich Mr. Lässigs Sachen, gebe ihm 2 Paar Socken und wir wandern in das eine Kinderzimmer. Knöpfchen legt die Socken auf dem Boden ab. Das dürfte seinen Bruder nicht  irritieren, also lass ich sie liegen. Als nächstes sind Sportys Sachen dran. Auch hier sind glücklicherweise Socken  vorhanden und so kann Knöpfchen weiterhin stolz helfen.
Dann kommen meine Sachen dran. Es gibt keine Socken, also schnappt er sich seine eigenen Strumpfhosen und trägt sie mir in das Schlafzimmer. Während ich meine Unterwäsche einsortiere, landen die Kleinkindstrumpfhosen zwischen meinen Hosen. Memo an mich: Nachher wieder raussuchen.

Und so geht es weiter mit dem zweiten Wäschekorb. Und weiter mit dem dritten Wäschekorb. Und Knöpfchen ist glücklich und wird zunehmend eigenständig beim Wäsche wegsortieren. Plötzlich ist es soweit. Er schnappt sich mein braunes Lieblings-T-Shirt und zieht damit ab. Ich folge ihm. Er steht vor Sportys Tür und begehrt Einlass, um die Wäsche wegzuräumen. Ich sag ihm, dass das mein T-Shirt ist und wir das in das Schlafzimmer bringen. Er möchte, dass ich die Tür öffne. Ich versuche ihn noch einmal zur Richtungsänderung zu bewegen, da das T-Shirt ja nun mal in das Schlafzimmer gehört. Knöpfchen ist totunglücklich. Das T-Shirt soll unbedingt in Sportys Zimmer. Die Augen werden feucht. Er weint los. Und ich bin hilflos. 

Nun müssen wir erst einmal kuscheln. Er meckert und brabbelt unverständliches vor sich hin. Man hat es nicht leicht als kleiner Hausmann, wenn man nicht alles selbst bestimmen darf. Das verstehe ich. Und bin irgendwie auch furchtbar stolz.

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